Kaymer im Schatten von McIlroy und Woods

Branchenprimus Rory McIlroy plant den letzten Schritt zur Unsterblichkeit, Superstar Tiger Woods nach wochenlanger Pause ein glänzendes Comeback – nur

Martin Kaymer rätselt noch, wo sein Weg denn hinführen könnte. „Ich habe hart gearbeitet und versucht, in Form zu kommen“, sagte Deutschlands bester Golfer vor dem Start des US Masters in Augusta: „Ob sich das in dieser Woche auszahlen wird, kann ich aber nicht sagen.“

Kaymer, amtierender US-Open-Champion und ehemalige Nummer eins der Welt, fristet auf der schillernden PGA-Tour momentan nur ein Schattendasein. Während der Nordire McIlroy mit einem Erfolg beim ersten von vier Majors den „Karriere-Grand-Slam“ schaffen kann und der 14-malige Major-Sieger Woods nur durch seine Anwesenheit die Massen in Ekstase versetzt, feilt Kaymer unter dem Radar der Öffentlichkeit an seiner Form. Weil er muss.

Zweimal hatte er zuletzt nach desolaten Vorstellungen den Cut verpasst und auch bei den zwei Turnieren zuvor mit den Plätzen 31 und 44 nicht gerade sein bestes Golf gezeigt. „Schockiert“, gab Kaymer danach zu, sei er von der fallenden Leistungskurve gewesen.

Rat von höchster Stelle

Kein Wunder also, dass er sich für seinen achten Masters-Start vor dem Auftakt am Donnerstag mal wieder Rat von höchster Stelle einholte. „Er ist so unfassbar erfahren – und hat immer ein offenes Ohr. Das ist sehr hilfreich“, sagte Kaymer über Altmeister Bernhard Langer, der in der Kathedrale des Golf 1985 und 1993 triumphiert hatte und in diesem Jahr zum 32. Mal dabei sein wird.

Sollte Kaymer eines Tages als zweiter Deutscher in Augusta gewinnen und in das legendäre grüne Jackett schlüpfen („Ich habe nie gedacht, ich hätte keine Chance“), wäre er wie der 25 Jahre alte McIlroy nah dran am ganz großen Wurf. „Wenn er es nicht diese Woche packt, dann hoffentlich irgendwann“, sagte Kaymer über McIlroy.

Die Vorzeichen jedenfalls stehen gut für „Roars“. Die letzten beiden Majors 2014 hat er gewonnen, für das wohl wichtigste in dieser Woche hat er geschuftet wie noch nie. Videos in den sozialen Netzwerken belegen das. „Es ist sehr wichtig, dranzubleiben“, sagte McIlroy, der als sechster Golfer alle vier Majors gewinnen kann: „Meine Gedanken kreisen nur darum, dieses Turnier zu gewinnen.“

„Ich will fünften Major-Errfolg“

Dabei ist der Eintrag in den Annalen, das beteuert zumindest McIlroy, nur ein netter Nebeneffekt. „Ich will einfach meinen fünften Major-Erfolg feiern. Und dann meinen sechsten“, sagte der Weltranglistenerste: „Man muss fokussiert bleiben, denn wir wissen doch alle, was dieser Sport mit uns machen kann: Mal ist man ganz oben, in der nächsten Minute ganz unten.“

So in etwa könnte man den jüngsten Prozess von Woods beschreiben. Zum ersten Mal nimmt er am Donnerstag ein Major in Angriff, ohne dabei in den Top 100 der Welt gelistet zu sein, und der Mann hat weit mehr als 60 Major-Turniere absolviert. Aber dass er nun überhaupt teilnimmt, ist schon ein Erfolg.

Nur 47 Löcher hat Woods wegen diverser Blessuren im Kalenderjahr 2015 unter Wettkampfbedingungen bestritten, seine Form sei nun aber so weit, „um auf dem höchsten Niveau konkurrenzfähig zu sein. Ich habe mir dafür den Arsch aufgerissen.“ Wie Kaymer.

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