Der sportal.de Ryder Cup-Kader

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sportal.de setzt die Fußball-Tradition fort und kümmert sich nun auch um den Ryder Cup. Während Europas Team-Kapitän Colin Montgomerie noch ein paar Monate Zeit hat, ehe er den Kader nominieren muss, macht sportal.de schonmal eine erste Bestandsaufnahme.

Ian Poulter
Lange war Ian Poulter in den USA vor allem wegen seiner grellen bunten Hosen bekannt. Das hat sich spätestens im Februar geändert, als er die WGC World Match Play Championship in Tucson im Finale gegen Paul Casey gewann. Sein erster Turniersieg in Nordamerika war zugleich mit dem größten Siegerscheck seiner Karriere verbunden. Poulter, dessen Twitterseite ihm zahlreiche Fans eingebracht hat (er verfolgt so auch alle Spiele seines Lieblingsclubs Arsenal sehr emotional), muss ohnehin als starker Match Player gelten, was er in Arizona unter Beweis stellte. Seine gute Ryder Cup-Bilanz qualifiziert ihn zusätzlich für den Kader, dem er aber dank seiner starken Jahresform, die ihn auf Platz sechs der Weltrangliste gespült hat, ohnehin zwingend angehört.

Paul Casey
Nominell war Paul Casey in der ersten Jahreshälfte 2009 der beste europäische Golfer. Seine drei Turniersiege innerhalb von zweieinhalb Monaten (Abu Dhabi, Houston Open und BMW PGA Championship) katapultierten ihn auf Platz drei der Weltrangliste hinter Tiger Woods und Phil Mickelson. Als viele Beobachter auch in den USA ihn schon als Geheimfavoriten für einen ersten Major-Sieg in seiner Karriere ausgemacht hatten, zog er sich bei den Open im Juli eine Rippenverletzung zu und hatte ein halbes Jahr mit deren Folgen zu kämpfen.

2010 kam Casey, der seit seiner College-Zeit in Arizona lebt, mit dem zweiten Platz bei der WGC World Match Play Championship zurück und demonstrierte mit vier Top 10-Platzierungen auf der PGA Tour, dass auch die Konstanz wieder da ist. Caseys Stärken liegen eher im kurzen Spiel und auf den Grüns, wo er auch seine Nervenstärke ausspielen kann. Dafür trifft er mit seinen Abschlägen nicht jedes Fairway, aber das muss einen ja nicht daran hindern, ein Weltklassegolfer zu werden, wie man an Phil Mickelson sieht.

Martin Kaymer
Nicht nur Ömer Toprak wurde durch einen GoKart-Unfall außer Gefecht gesetzt. Auch Martin Kaymer verletzte sich 2009 auf der Kartbahn. Anders als der Freiburger Verteidiger konnte der Düsseldorfer Golfer aber nach zwei Monaten wieder spielen. 2009 war das bisher mit Abstand beste Jahr für Kaymer, der nach seinem Sieg in Abu Dhabi im Sommer dann sogar zwei Turniere nacheinander gewann, in Frankreich und Schottland. Im August holte er dann mit einem geteilten sechsten Platz bei der PGA Championship sein bisher bestes Ergebnis bei einem Major.

Dieses Resultat stellt auch ein gutes Ryder Cup-Omen zumindest für 2016 dar, denn im Hazeltine National Golf Club von Chaska, Minnesota, findet dann der Kontinentalwettkampf statt. Das ist aber kein Grund, noch sechs Jahre zu warten, um Kaymer zu nominieren, denn schon jetzt ist er neben Rory McIlroy die europäische Golfhoffnung und definitiv der beste Deutsche seit Bernhard Langer. Seine Nervenstärke, die er schon in Juniorentagen bewies, und sein exzellentes Putting qualifizieren ihn als Schlüsselspieler in einem europäischen Team, das 2010 einige Mühe mit den favorisierten Amerikanern bekommen könnte.

Padraig Harrington
Die Nummer elf der Welt würde momentan gerade noch über die World-Points-List ins Team rutschen. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde Kapitän Colin Montgomerie wohl kaum auf ihn verzichten wollen und dem Iren eine Wildcard geben. Harrington ist zweifelsohne einer der besten und erfahrensten europäischen Golfer. Fünfmal war er beim Ryder Cup schon dabei, und drei Major-Siege zieren seine Erfolgsliste. Die große Stärke des 38-Jährigen ist sein grandioses kurzes Spiel. Und doch konnte er sich beim Ryder Cup bisher nicht sonderlich erfolgreich einbringen. Sieben Siegen stehen elf Niederlagen gegenüber. Drei seiner Spiele endeten unentschieden. Es wird höchste Zeit, dass Harrington diese Bilanz ein wenig aufpoliert.

Robert Karlsson
Die Bezeichnung “alter Schwede“ ist vielleicht ein wenig zu despektierlich, aber über Erfahrung verfügt der 40-Jährige reichlich. Seit 1989 ist Karlsson Profi, seinen ersten von insgesamt elf Siegen feierte er 1995. Zum alten Eisen zählt er deshalb noch lange nicht, im Gegenteil. Je älter er wurde, desto besser spielte Karlsson. Seine ersten Ryder Cup-Meriten verdiente er sich erst in den Jahren 2006 und 2008. Überhaupt war 2008 sein Jahr. Drei Top-Ten-Platzierungen bei Majors und zwei Turniersiege in Europa bescherten ihm den geschichtsträchtigen Titel des letzten Volvo Order of Merit-Siegers. Seit 2009 heißt die europäische Geldrangliste Race to Dubai.

Die letzte Saison würde der 1,96-Meter-Riese sicherlich am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen. Eine Augen-Verletzung setzte ihn monatelang außer Gefecht. Nun ist Karlsson aber wieder zurück und mit seinem Turniersieg im Januar beim Commercial Bank Qatar Masters hat er gezeigt, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Karlsson, der aufgrund seines analythischen Spiels “The Scientist“ genannt wird, wäre mit seiner Erfahrung mit Sicherheit eine Bereicherung für das Team.

Luke Donald
Ein Siegspieler ist der Engländer bisher nicht gewesen in seiner Karriere. Zwei Titel in Europa und zwei in den USA stehen für ihn zu Buche. Der letzte datiert aus dem Jahr 2006. Und doch ist der 32-Jährige ein verlässlicher Spieler, der anders als z. B. Sergio Garcia nur geringen Schwankungen unterliegt. In diesem Jahr ist Donald wieder gut unterwegs und schnupperte mit einem zweiten sowie einem dritten Rang bereits an einem Turniersieg. Im Ryder Cup wusste Donald bei zwei Teilnahmen bisher zu überzeugen. 2006 blieb er in seinen drei Spielen ungeschlagen. Ein geniales Duo bildet er übrigens mit Garcia. Die beiden gewannen bisher alle vier gemeinsamen Foursomes-Duelle. Donald wäre nach derzeitigem Stand noch nicht für den Ryder Cup qualifiziert.

Sergio Garcia
El Nino beim Ryder Cup? Viele Fans werden das inzwischen wohl mit Kopfschütteln quittieren. Zu enttäuschend waren seine Resultate in den letzten Monaten und logischerweise wäre er laut aktueller Rangliste auch nicht dabei. Seine letzten großen Siege feierte er im Jahr 2008 und auch da wechselten Licht und Schatten schon ständig. Seither ging es stetig bergab und der inzwischen 30-Jährige scheint weiter denn je davon entfernt, sein erstes Major zu gewinnen. Und doch glaubt sportal.de noch an den Spanier.

Vielleicht hilft ihm ja die Griffumstellung auf die Sprünge, die er aufgrund von chronischen Handgelenksproblemen vorgenommen hat. Die kommenden Wochen werden es zeigen. Bisher jedenfalls war Garcia beim Ryder Cup eine Bank. Bei fünf Teilnahmen sammelte er bisher 16 Punkte. Nur acht Europäer holten in der Geschichte mehr Zähler. Zudem bildet er mit Luke Donald bzw. Lee Westwood in den Vierern eine der erfolgreichsten Kombinationen überhaupt. Mit seiner emotionalen und aggressiven Spielweise kann er das Team mitreißen.

Lee Westwood
Der Engländer steht in beiden maßgeblichen Ranglisten an der Spitze und ist als bester Europäer in der Weltrangliste sowieso über jeden Zweifel erhaben. Der 37-Jährige ist der erfolgreichste derzeit noch aktive Ryder Cup-Spieler Europas. Bei sechs Teilnahmen holte er 16,5 Punkte. Mit Sergio Garcia bildet er zudem eines der erfolgreichsten Duos in der Geschichte des Wettbewerbs. Möglicherweise liefert nun auch noch eine kleine Anekdote Westwood zusätzliche Motivation für das Duell mit den USA. Westwood wollte eigentlich das St. Jude Classic als Generalprobe für die US Open nutzen, doch die amerikanischen Organisatoren verweigerten ihm eine Einladung. Grund ist ein Logo von UPS auf dem Shirt des Engländers, das dem Turniersponsor FedEx ein Dorn im Auge ist.

Rory McIlroy
Seit nunmehr zwei Jahren verzaubert der inzwischen 20-Jährige die Golfwelt und gilt als wohl größtes Talent weltweit. Mit 19 gewann er auf der European Tour seinen ersten und bisher einzigen Titel. Zahlreiche Topplatzierungen katapultierten ihn in kürzester Zeit zwischenzeitlich sogar unter die ersten Zehn der Weltrangliste. Seit rund zwei Monaten macht er nun die erste kleine Krise in seiner noch jungen Karriere durch. Zwei verpasste Cuts in Serie und enttäuschende Ergebnisse im Vorfeld des US Masters sollten aber nur eine Momentaufnahme bleiben. Lee Westwood sandte via Associated Press bereits gute Ratschläge an den Youngster. „Er soll einfach er selbst bleiben und nicht das machen, was er für richtig hält. Die Erwartungen der Öffentlichkeit und natürlich auch die eigenen können einen schon unter Druck setzen. Aber ich glaube, dass er so gut ist, dass er sich darüber keinen Kopf machen muss“, wurde Westwood zitiert. sportal.de schließt sich dieser Meinung gerne an.

Henrik Stenson
Im Mai 2009 schaffte er es bis auf den vierten Platz in der Weltrangliste und war damit so gut platziert wie noch kein Schwede vor ihm. Kurz zuvor hatte er mit der Players Championship eines der wichtigsten Turniere der US-Tour gewonnen und damit hoffentlich auch jenseits des Atlantiks endlich nachhaltig Eindruck hinterlassen. Beim letzten Ryder Cup 2008 war der Name Stenson in den USA offenbar noch nicht so geläufig, denn seinerzeit wurde er zunächst Henrik Stevenson aufgerufen, ehe sich der Ansager korrigierte und Henrik Stevens ankündigte. 2010 konnte Stenson noch nicht die Leistungen der Vorjahre abrufen, doch die großen Turniere kommen ja jetzt erst. Dass er den Kampf Mann gegen Mann beherrscht, bewies Stenson mit seinem Sieg bei der WGC Match Play Championship im Jahr 2007.

Ross Fisher
2010 ist bisher nicht das Jahr des Ross Fisher, denn bisher schaffte er noch nicht eine einzige Top-10-Platzierung. Im Prinzip ist das der erste richtige Durchhänger in seiner Karriere, in der es seit 2006, seinem ersten Jahr auf der European Tour, bisher ständig bergauf ging. In den Jahren 2007 und 2008 gewann er jeweils ein Turnier und auch 2009 gelang ihm der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Er überstand den Cut bei allen vier Majors, mit Platz fünf bei der US Open als letzte Platzierung. Bei der British Open führte er sogar zur Halbzeit, ehe ihn ein Quadrupel-Bogey letztlich bis auf Rang 13 zurückwarf. Vor allem aber zeigte er letzte Saison glänzende Leistungen im Matchplay, und damit echte Ryder Cup-Qualitäten. Erst kam er bei der WGC Match Play Championship bis ins Halbfinale, und dann schlug er bei der Volvo World Match Play Championship richtig zu und holte im Finale gegen Anthony Kim den Titel.

Francesco Molinari
Noch nie stand ein Italiener im europäischen Ryder Cup-Team. Anders als Spanien ist Italien traditionell kein golfbegeistertes Land. Doch es gibt zurzeit gleich drei hoffnungsvolle Talente bei den Azzurri: Matteo Manassero, der vor wenigen Wochen als 16-jähriger Amateur den Cut beim Masters schaffte, und die beiden Molinari-Brüder aus Turin. Wir haben uns schwer getan bei der Frage, welchen der beiden wir im Ryder Cup-Team sehen wollen, denn die beiden haben als Team zum Beispiel 2009 den Mission Hills World Cup gewonnen, funktionieren also als Match Play-Kombination exzellent.

Letztlich haben wir uns aber für Francesco, den mit 27 Jahren jüngeren Bruder entschieden. Grund dafür ist, dass Edoardo, der Ältere, zwar über ähnlich großes Talent verfügt und in der Weltrangliste momentan sogar über Francesco geführt wird. Aber der amerikanische Amateurmeister von 2005 ist mental nicht ganz so stabil wie sein jüngerer Bruder, den wir deshalb knapp vorne sehen, wenn es um die ganz große Bühne geht. Nicht umsonst hat er bei seinen letzten vier Major-Teilnahmen immer die Top 30 erreicht, während sein Bruder erst zweimal den Cut überstanden hat.

Lars Ahrens und Daniel Raecke

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