Exodus des europäischen Golfs befürchtet

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Luke Donald hat es kurz vor dem heutigen Beginn der DP World Tour Championship in Dubai, des Saisonfinals der European Tour 2012, treffend auf den Punkt gebracht. „Das ist wohl ein etwas enttäuschenderer Abschluss, als es sich die Tour gewünscht hatte“, erklärte der Engländer laut golfchannel.com.

Tatsächlich hat das Rennen um das Gesamtpreisgeld von acht Millionen Dollar und das Zusatzpreisgeld für den Gesamtsieger der Tour 2012 enorm an Spannung eingebüßt, seit Rory McIlroy sich bereits vor zwei Wochen eben dieses gesichert hatte. Selbst ein letzter Platz in Dubai des Nordiren könnte daran nichts mehr ändern.

Donald regte daher Verbesserungen an, um die Spannung zu erhöhen und schlug ein Playoff-System vor, wie es die PGA Tour mit dem FedEx Cup praktiziert. „Ich denke, das würde die Spannung enorm erhöhen“, meinte Donald.

Allerdings ist es weniger die fehlende Spannung wegen der immer mehr Topstars der europäischen Golfszene ihren Turnierschwerpunkt in die USA verlegen und nur noch die vorgeschriebene Mindestturnieranzahl in Europa absolvieren wollen. 2010 hatten nur vier von Europas Ryder Cup-Spielern PGA Tour Cards, 2012 könnte dagegen Paul Lawrie bald der einzige sein, der sich ausschließlich der European Tour widmet. Zuletzt hatten Martin Kaymer, Peter Hanson, Nicolas Colsaerts und auch Lee Westwood angekündigt, in der nächsten Saison den Schritt in die USA zu wagen.

Die Gründe liegen klar auf der Hand. Die PGA Tour bietet deutlich mehr Preisgeld, mehr Weltranglistenpunkte und natürlich die Möglichkeit, am lukrativen FedEx Cup teilzunehmen. Zudem kommt, dass man im „gleichen Land bleiben kann“, fügte Donald laut telegraph.co.uk hinzu. Da die Turnierorte deutlich dichter beieinander liegen, könne man auch mit seiner Familie reisen.

Natürlich hat auch das durch die Finanzkrise ausgelöste Turniersterben erheblich zu dieser Entwicklung beigetragen. In dieser Saison waren sechs Turniere, vier davon in Spanien, aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Terminkalender verschwunden. Weitere könnten folgen, die Möglichkeiten für junge Golfer, sich in Szene zu setzen werden rarer.

„Hoffentlich ändern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder, damit wir auch in Europa wieder mehr Turniere bekommen“, so Donald laut golfweek.com. Das wäre wichtig, denn die PGA Tour streckt ihre Fühler nämlich bereits in bisher von der European Tour dominierten asiatischen Gefilde aus, plant Gerüchten zufolge ein neues Turnier in Peking. „Wenn ich die European Tour wäre, würde ich mir schon langsam Sorgen machen“, kommentierte Donald laut telegraph.co.uk die jüngste Entwicklung.

Denn nicht nur die Topstars, sondern auch immer mehr – sie mögen den etwas despektierlichen Begriff verzeihen – Durchschnittsprofis und aufstrebende Talente drängen auf die US Tour. Oliver Fisher und Pablo Martin gehören zu den insgesamt 23 europäischen Golfern, die sich in diesem Jahr für die Q-School angemeldet haben, um dort die Tourkarte zu ergattern, auch dem Sieger des Portugal Masters Shane Lowry werden entsprechende Absichten nachgesagt.

Allerdings hat der Andrang in diesem Jahr noch einen anderen Grund, Ab 2013 wird man sich über die Q-School nicht mehr direkt für die PGA Tour, sondern nur noch für die zweitklassige Web.com Tour qualifizieren können. Daher bietet sich in diesem Jahr die letzten Chance, die direkte Eintrittskarte für die große Tour zu ergattern, ohne sich ein Jahr in der zweiten Liga herumschlagen zu müssen und mindestens 50. zu werden oder auf hohe Positionen in der Weltrangliste angewiesen zu sein.

Der Zugang zur PGA Tour wird damit um einiges schwieriger. Warum die Tour sich zu diesem Schritt entschlossen hat, ist nicht bekannt. Will man die zweitklassige Tour stärken oder sich vor zu vielen Zuwanderern abschotten? Auf jeden Fall ein kleiner Vorteil für die European Tour. Ein dauerhafter Exodus an Talenten ist daher nicht zu erwarten. An Attraktivität verlöre die Tour jedoch trotzdem, denn Topspieler können sich ja auch über die Weltrangliste für die Events qualifizieren. „Als Topspieler würde man sicher etwas bereuen, wenn man es nicht mindestens für ein oder zwei Jahre versuchte“, so Donald.

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