Garcia/Leishman vorne – Woods lauert, Kaymer solide

Eigentlich ist an einer 70er-Runde unter Profigolfer nichts Besonderes dran. Normalerweise hakt man ein solches Ergebnis zum Auftakt eines Golf-Turnieres als relativ „solide“ bis „ordentlich“ ab, geht zur Tagesordnung über und wendet sich den Spielern zu, die ein deutlich besseres Resultat erzielen konnten. Doch nicht beim Masters, vor allem dann nicht, wenn es Tiger Woods war, der mit einer 70 ins Turnier gestartet ist.
Auch wenn der Weltranglistenerste auf T13 und vier Schläge hinter dem Führungsduo Marc Leishman und Sergio Garcia zurückliegt, ist seine 70 zum Start im Augusta National bemerkenswert. Denn bei drei seiner bisher vier Masters-Triumphe startete Woods wie? Richtig, mit einer 70. Schlagzahl ist Omen. Liegt Woods also auf Kurs, den langersehnten 15. Majorsieg seiner Karriere einzutüten? Er selbst ist jedenfalls guter Dinge.
„Das war ein guter Start“, erklärte er laut pgatour.com. „Ich habe den Ball solide getroffen, gut geputtet und hier und da einen guten Schlag versenkt.“ Der zumindest vom Unterhaltungsfaktor für die Zuschauer vielleicht beste gelang Woods ziemlich zu Beginn seiner Runde, als er mit einem verunglückten Tee-Shot einem Zuschauer die Bierdose aus der Hand schoss. Trotzdem zog der US-Amerikaner ein positives Fazit: „Ich bin nur vier Schläge hinter der Spitze, also gut dabei.“
Kleinere Sorgen machten Woods allerdings sein Spiel mit den Eisen und er schätzte sehr oft die Geschwindigkeiten auf den Grüns falsch ein. Aber hey, man gewinnt kein Masters am ersten Tag, man kann es zum Auftakt höchstens verlieren. Aber davon ist Woods mit dieser Vorstellung weit entfernt. Auch für die Führenden Garcia und Leishman ist es noch ein weiter Weg.
Vor allem Garcia war trotz seiner bogeyfreien Runde nicht vollends zufrieden – gleiches Problem wie bei Woods: Das Lesen der Grüns. „Wenn ich ein paar von den Putts versenkt hätte, die kurz vorm Loch liegengeblieben sind, würde ich sieben oder acht Schläge unter Par liegen“, kommentierte der Spanier seine Runde. Gerade angesichts seiner persönlichen Geschichte wäre eine größere Führung sicher beruhigend. Wie oft hatte Garcia einen guten Start noch auf den letzten Runden wieder vergeigt. Trotz seines riesigen Talents ist er bei 57 Majorstarts noch ohne Sieg.
Einen schwachen Start, aber am Ende ein ordentliches Finish erwischte Martin Kaymer, der am Ende genau wie der Weltranglistenzweite Rory McIlroy mit Even Par auf dem geteilten 33. Rang lag. Nach zwei Bogeys zum Auftakt, zog er sich mit einem Birdie und einem Eagle an Loch acht wieder nach oben, zwei Bogeys und ein weiteres Birdie auf der back Nine folgten dann aber. Insgesamt ein ordentlicher Auftritt des Deutschen, der bei fünf vorherigen Start in Augusta erst einmal den Cut schaffen konnte.
Deutlich häufiger dabei war schon Bernhard Langer, der erneut seine ganze Routine ausspielte und einen Schlag besser als Kaymer auf T23 landete. Probleme macht dem Anhausener trotzdem auch in diesem Jahr der umgebaute Platz, der vor allem den Longhittern entgegenkommt. Eine Tugend, die Langer auch wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr unbedingt sein Eigen nennt. Trotzdem liegt er noch gut im Rennen, erstmals seit 2005 wieder den Cut in Augusta zu schaffen.
Davon träumt auch der mit 14 Jahren jüngste Masters-Starter aller Zeiten, der Chinese Tianlang Guan. Mit +1 liegt er derzeit auf dem geteilten 46. Platz und kommentierte nach seiner ersten Wettkampfrunde beim Masters laut latimes.com selbstbewusst: „Ich denke, ich habe hier einen guten Job gemacht. Die Leute hier sind aber auch sehr nett zu mir, feuern mich an. Ich habe mich auf dem Platz sehr wohl gefühlt.“
Sein erfahrener Flightpartner Ben Crenshaw bescheinigte ihm sogar, „wunderschönes Golf“ gespielt zu haben. Für seinen großen Traum, alle vier Majors in einem Jahr zu gewinnen, muss Tianlang aber noch etwas üben. Das weiß er aber auch selbst. „Ähm, in diesem Jahr wird das wohl nichts, aber eines Tages, denke ich, werde ich das schaffen.“ Zieh dich schon mal warm an, Tiger.