Masters 2013: Der Favoritencheck

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Für Golffans gibt es wohl kaum ein schöneres Fleckchen Erde als den Augusta National Golf Club. Es duftet nach Azaleen und frischem grünen Gras, majestätische Bäume säumen die einzelnen Bahnen des Golfplatzes und die weltberühmte Magnolia Lane, die einen direkt ins Herz der Anlage bringt, auf der alljährlich das wohl wichtigste Golfturnier der Welt ausgetragen wird – das Masters.

Auch in diesem Jahr hat es dank des raffinierten Klimasystems wieder geklappt, pünktlich zum heutigen Turnierstart, die Natur auf der Anlage in voller Pracht erstrahlen zu lassen. Auch in diesem Jahr darf CBS-Golfexperte Gary McCord nicht aus Augusta berichten. 1994 hatte er sich im Live-Kommentar zu der Bemerkung hinreißen lassen, dass die Grüns so glatt seien, als wären sie einem „Bikini Waxing“ unterzogen worden. Für diese laut den Verantwortlichen im Augusta National „unangemessene Formulierung“ darf er seitdem die Anlage nicht mehr betreten.

Alles also wie immer in Augusta. Alles? Nein, seit dem letzten Jahr hat in dem noblen Club in Georgia einiges getan. Mit Ex-Außenministerin Condoleeza Rice und Rechtsanwältin Darla Moore wurden die ersten weiblichen Mitglieder aufgenommen. Zuvor war der Beitritt ausschließlich Männern vorbehalten gewesen. Was sich allerdings kaum verändert hat, ist der Kreis der Favoriten auf den Turniersieg. Hier tummeln sich auch 2013 die üblichen Verdächtigen. Wir beleuchten die unserer Meinung nach interessantesten. Doch bevor wir zu den heißesten Sieganwärtern kommen, kümmern wir uns zunächst um die…

Martin Kaymer:

Zach Johnson traut Martin Kaymer beim Masters 2013 einiges zu. „Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn er in diesem Jahr um den Titel mitspielen oder das Ding sogar gewinnen würde“, erklärte der Masters-Champions von 2007 im Interview. Doch diese Aussage dürfte Johnson wohl eher aus Höflichkeit gegenüber seinem deutschen Gesprächspartner getätigt haben. Denn gegen eine Favoritenrolle von Kaymer in Augusta spricht so einiges: seine aktuelle Form (erst eine Top Ten-Platzierung auf der PGA Tour), seine bisherige Masters-Bilanz (vier verpasste Cuts bei fünf Starts) und dann vor allem eins, was im Augusta National elementar ist: Erfahrung auf diesem schwierigen Platz mit den tückischen Grüns. Das persönliche Ziel von Kaymer klingt da schon realistischer. Cut schaffen und dann weitersehen.

Fred Couples:

Erfahrung in Augusta hat der mittlerweile 53-Jährige und vornehmlich auf der Senior Tour aktive Fred Couples allemal. Kein Wunder, dass der Sieger von 1992 auch im letzten Jahr in Augusta in der Spitze mithalten konnte und am Ende einen respektablen 12. Platz erreichen konnte. Dank seiner langen Abschläge liegt ihm der Platz im Augusta National, den er mittlerweile aus dem Effeff kennt. „Ich war schon überall auf diesem Kurs“, erklärte er bei CBS während seiner Trainingssession auf der Range. „Ich weiß, wie ich mich wieder zwischen den Bäumen auf der 11 herauskomme, weiß, wie ich den Ball zum Grün bekomme und dort dann putten muss.“ Couples allemal ein Mann mit Außenseiterchancen.

Bill Haas:

Momentan ist er der Co-Führende der PGA Tour, sicherte sich in dieser Saison bereits fünf Top Ten-Platzierungen bei neun Starts und damit zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon zwei mehr als in der ganzen letzten. Bill Haas spielte derzeit äußerst konstant, ein Sieg wollte ihm 2013 aber noch nicht glücken. Genauso wenig wie bei seinen bisher zwölf Runden im Augusta National eine Runde unter 70. Keine guten Voraussetzungen, obwohl er in diesem Jahr vielleicht besser abschneiden könnte. Dazu müsste er aber seinen aktuell dritten Rang auf der Tour in der „Greens in Regulation“-Wertung auch in Augusta bestätigen.

Lee Westwood:

Ob es irgendwann noch einmal etwas wird mit dem ersten Major-Sieg von Lee Westwood? Wenn er dieses Ziel noch vor seinem 40. Geburtstag erreichen will, muss er beim Masters gewinnen. Die guten Ergebnisse in diesem Jahr blieben bisher allerdings aus. In den letzten Wochen ging es allerdings ein bisschen bergauf. Das kurze Spiel funktioniert immer besser, ein geteilter zehnter Platz bei der Shell Houston Open war das jüngste Ergebnis. Sein Selbstbewusstsein zieht Westwood aber vor allem aus den guten Ergebnissen der letzten Jahre in Augusta (2010 Zweiter, 2011 Elfter, 2012 geteilter Dritter). „Ich war einige Male schon ganz dicht dran. Ich wüsste nicht, warum es in diesem Jahr nicht mindestens genauso sein sollte“, gibt sich Westwood selbstbewusst. Dazu bedarf es allerdings noch einer größeren Leistungssteigerung.

Bubba Watson:

Der Titelverteidiger ist seit seinem Triumph vor einem Jahr sieglos. Große Schlagzeilen machte er seitdem weniger auf, sondern eher neben dem Golfplatz mit dem Comeback seiner singenden Golf Boys, den in seinem Besitz befindlichen Original General Lee aus der TV-Serie The Dukes of Hazard oder einem von ihm mitentwickelten Hovercraft-Golfcart. Seine golferischen Leistungen verblassen dagegen natürlich etwas, doch sie waren außerordentlich konstant. 14 Mal landete Watson seitdem in den Top 20, zuletzt in Bay Hill, als er 14. wurde. Die langen Schläge des Linkshänders sind eigentlich wie gemacht für den Kurs, treffen zudem in schöner Regelmäßigkeit auch Fairway und Grüns. Eine wichtige Voraussetzung für den Kurs und damit die Titelverteidigung.

Adam Scott:

Noch nie konnte ein Australier beim Masters in Augusta gewinnen. Nicht einmal mit dem großen Greg Norman war ein Erfolg dort vergönnt gewesen – auch wenn der White Shark 1987 ganz dicht dran war, bis Larry Mize ihm mit einem Superschlag aus 40 Metern das Grüne Jackett im Playoff noch entriss. Macht Adam Scott es dieses Jahr besser als sein Landsmann vor 26 Jahren? Dicht dran war er selbst auch schon, 2011 landete er auf dem geteilten zweiten Platz, im letzten Jahr war er Achter. Bei vier der letzten acht Majors landete er in den Top Ten und in dieser Saison fehlte ihm zuletzt beim WGC in Doral nicht viel zum Sieg. Scott sollte man auf der Rechnung haben Ein Kandidat für die Top Ten ist er allemal.

Matt Kuchar:

Matt Kuchar ist die Konstanz in Person. So langsam ist für den US-Amerikaner eigentlich auch mal der große Wurf bei einem Major fällig. Schon im letzten Jahr hatte er beim Masters einen dritten Platz bejubeln können, gewann dann die Players Championship und räumte auch bei der Match Play Championship in diesem Jahr ab. Nun glauben viele Experten und auch Juchar selbst, dass es Zeit für den nächsten Schritt ist. „Zu wissen, dass ich mithalten und auch am Sonntag dabei sein kann, gibt mir viel Selbstvertrauen“, erklärte Kuchar gulfnews.com. Bei allem Selbstvertrauen, ein bisschen beunruhigen ihn die schnellen Grüns im Augusta National dann doch. „Sie sind jetzt schon schnell und fest. Ich bin ein bisschen nervös, wie sie sich dann am Donnerstag präsentieren werden.“

Phil Mickelson:

In den letzten zwölf Jahre gewann Phil Mickelson dreimal das Masters, fuhr insgesamt neun Top Five-Platzierungen ein. Diese beeindruckenden Zahlen sagen vor allem eins aus: Egal, wie der Saisonverlauf für Mickelson zuvor auch war, sobald er in Augusta den Platz betrat, konnte er sein bestes Golf abrufen. In dieser Saison gewann er bereits die Phoenix Open und sicherte sich bei der WGC-Cadillac Championship den geteilten dritten Rang. „Meine Form wird von Tag zu Tag besser“, drohte er laut sbnation.com kurz vor dem Masters-Start. Zudem wird gemunkelt, dass Lefty in Augusta ein neues Holz zum Einsatz bringen wird. Die Rede ist von einer Art Geheimwaffe. Man darf gespannt sein, die Chancen auf einen erneut starken Auftritt von Mickelson stehen also nicht schlecht.

Justin Rose:

Gut erholt und bester Laune dürfte Justin Rose nach Augusta gekommen sein. Die Form stimmt, seit dem letzten Masters landete er fünfmal auf Platz zwei, zuletzt in Bay Hill, fuhr insgesamt zwölf Top 25-Platzierungen in Folge ein. Seine Bilanz beim Masters ist bisher makellos. Bei sieben Starts schaffte er alle Cuts, landete sogar fünfmal unter den Top 25. Im letzten Jahr reichte es zu T8, auf der Schlussrunde begeisterte er damals mit einer starken 68. Ohnehin absolvierte er zehn seiner lezten elf Masters-Runden mit Par oder besser. „Ich habe hier schon einige gute Golfrunden gespielt. Wenn man das getan hat, verfügt man über einiges Selbstvertrauen“, erklärte er laut golfweek.com. „Man muss es dann nur abrufen können. Aber das hat dann auch wieder mit Erfahrung zu tun. Man muss seine Emotionen und den Platz im Griff haben. Und das am besten zeitgleich.“ Rose wird auch in diesem Jahr ein gewichtiges Wort in der Spitzengruppe mitsprechen.

Rory McIlroy:

Wie man im Augusta National Golf Club spielen muss, weiß Rory McIlroy und bewies es vor zwei Jahren. In traumwandlerischer Sicherheit hatte er damals den Platz drei Runden lang bespielt, führte mit vier Schlägen, ehe er auf der Schlussrunde einbrach und auf T15 zurückfiel. Damals spielten ihm die Nerven einen Streich, aus der Bahn ließ er sich davon nicht werfen. McIlroy gewann seitdem zwei Majors und ist selbstbewusst genug, bei Masters seinen dritten Triumph anzupeilen. „Alles andere als ein Sieg wäre eine Enttäuschung“, erklärte McIlroy der BBC.

Der absolute und unbestrittene Topfavorit auf den Titel und damit seinen ganz persönlichen fünften Masters-Sieg ist aber Tiger Woods. Da sind sie alle Experten, Wettanbieter und Fans einig. Der Superstar ist nicht nur zurück auf Platz eins der Weltrangliste, privat durch die Beziehung mit Skistar Lindsey Vonn wieder in der Spur, er kommt zudem mit der Empfehlung von drei Turniersiegen in dieser Saison, zwei davon in Folge (Doral und Bay Hill), nach Augusta. Woods ist in Topform.“Tiger ist wieder ‚The Man'“, meinte US-Profi Hunter Mahan laut welt.de ehrfürchtig und Bubba Watson meinte halb im Scherz, halb resignierend: „Hoffentlich wird er krank, denn ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, wie er ihn schlagen soll.“

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