Rory McIlroy gibt seine US Tourkarte ab

Jahrelang war die US PGA Tour das Traumziel für Europas Spitzengolfer. Mehr Preisgeld und größere Konkurrenz waren die ausschlaggebenden Argumente. Dieser Trend scheint sich zu ändern. Nach Lee Westwood gab mit Rory McIrloy ein weiterer Superstar seine US-Spielberechtigung zurück.
Für die Tour-Verantwortlichen in den USA ist das ein schwerer Schlag, zumal zum Beispiel auch HSBC-Sieger Francesco Molinari keine volle Spielberechtigung haben möchte. Martin Kaymer hat sich unterdessen noch nicht entschieden, wie er seine Saison 2011 gestalten möchte. Auch wenn jeder Spieler seine persönlichen Gründe für die Entscheidung hat, so dürfte die Tendenz den Organisatoren der US Tour nicht gefallen.
Im Fall Rory McIlroy ist es eine Mischung aus Heimweh und Unzufriedenheit mit dem Spielplan. Der 21-Jährige, der als Wunderkind weltweit gefeiert wird, spielte in dieser Saison erstmals in den USA und gewann ein Turnier. „Man muss 15 Turniere spielen, um die Tourkarte zu behalten. Am Anfang des Jahres wollte ich das auch unbedingt, aber ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, wurde McIlroy von dailyrecord.co.uk zitiert.
Geld ist nicht alles
Nun wolle er sich das nicht mehr antun und hat das dem Tour-Verantwortlichen Tim Finchem am Wochenende mitgeteilt. Gleichzeitig machte er seinem Unmut darüber Luft, dass die ganze Saison auf das FedEx-Cup-Finale und die dort zu verteilenden Reichtümer (der Jackpot-Gewinner erhält 10 Mio. Dollar/Anm. d. Redaktion) zugeschnitten sei.
„Es geht nur ums Geld beim FedEx-Cup und man sollte beim Spielen nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, wie viel man dabei verdienen kann“, sagte McIlroy laut skysports und weiter: „Ich hätte zum Beispiel nach der PGA Championship eine längere Pause gebraucht, hatte aber nur eine Woche. Es gibt keine Flexibilität im Zeitplan und der FedEx-Cup zwingt einen, diese ganzen Veranstaltungen zu absolvieren. Ich mag das nicht.“
Lieber Schweiz als Fedex-Cup
In Europa müssen die Spieler lediglich 13 Turniere spielen, um die Tourkarte zu behalten, und sind in der Planung nicht so sehr an bestimmte Events gebunden. Doch das ist für McIlroy nicht der einzige Grund, der ihn zur Rückkehr bewog. „Während der Fedex-Cup-Playoffs stellte ich fest, dass ich gar nicht hier sein wollte. Dann schaltete ich den Golf-Channel ein und sah das European Masters in der Schweiz und ich fühlte, dass ich eigentlich da sein wollte“, so McIlroy gegenüber der BBC.
Auch die Ryder Cup-Erfahrung in diesem Jahr spielte eine Rolle. „Es herrschte eine tolle Kameradschaft da draußen und ich habe die europäischen Jungs besser kennen gelernt“, fuhr er bei der BBC fort. „Wenn du in den USA nicht gut spielst, dann fühlst du dich schnell einsam, hier in Europa hast du dann wenigstens noch deine Kumpel um dich herum. Zudem vermisse er seine Freundin und sein Haus in Irland.
So ganz müssen die US-Fans trotzdem nicht auf Rory McIrloy verzichten. Die Nummer neun der Welt wird durch die Major- und WGC-Turniere sowie seine Titelverteidigung bei der Quail Hollow Championship auch ohne Tourkarte auf elf oder zwölf Starts in den USA kommen.
Europa im Kommen
Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass die hohen Preisgelder allein nicht mehr ausreichen, um die besten Golfer zu einem Start auf der US Tour zu bewegen. Zudem kommen immer mehr Spitzenspieler aus Europa, wie ein Blick auf die Weltrangliste ebenso zeigt wie die europäische Dominanz beim Ryder Cup in den letzten Jahren.
Auch beim WGC-Turnier in Shanghai am Wochenende wurde dies einmal mehr deutlich. Gerade ein Amerikaner schaffte den Sprung unter die Top-20. Wie auch immer, die Fans in Europa dürfen sich über die Entwicklung freuen.