Scott gewinnt US Masters im Stechen gegen Cabrera

Beide Spieler hatten nach vier Runden mit neun Schlägen unter Par gemeinsam an der Spitze des Feldes gelegen. Jason Day hatte an der 17. Spielbahn einen Bogey hinnehmen müssen und seine Chancen auf das Playoff verspielt. Der Australier wurde nach Platz zwei im Jahr 2011 am Ende Dritter mit sieben unter Par.
Scott und Cabrera lieferten sich vor allem in der Schlussphase einen tollen Zweikampf und zumindest für wenige Augenblicke hatte Scott schon nach Ende seiner regulären Runde vom Sieg geträumt. Im vorletzten Flight hatte er auf der schweren 18 mit einem tollen Putt aus rund zehn Metern zum Birdie eingelocht und die Führung übernommen.
Doch Cabrera, der im letzten Paar mit Brandt Snedeker unterwegs war, konterte. Wie schon 2009, als der Argentinier in Augusta gewonnen hatte, zeigte er seine Nervenstärke. Mit einem fantastischen Annäherungsschlag legte er den Ball bis auf einen Meter an den Stock und versenkte die Kugel souverän. Das Stechen musste entscheiden. Das erste Extra-Loch, wieder wurde die 18 gespielt, brachte keine Entscheidung. Cabrera hatte Pech, dass sein Chip vom Vorgrün um Haaresbreite das Loch verfehlte.
Weiter ging es zur zehnten Bahn. Camellia heißt diese und ist ein langes und extrem schweres Par 4. Beide Spieler brachten den Ball mit dem zweiten Schlag auf das Grün, doch während Cabreras Putt Zentimeter neben dem Loch liegen blieb, nutzte Scott seine Chance und verwandelte entschlossen zum Sieg.
In Augusta endete damit bei der 77. Auflage des Masters die Durststrecke der australischen Golfer, die immer wieder knapp das Green Jacket verpassten. Auch Adam Scott kannte dieses Gefühl schon aus dem Jahr 2011, als er hinter Charl Schwartzel gemeinsam mit Jason Day Zweiter wurde. Unvergessen sind auch die Tragödien des Greg Norman, der seine bittersten Niederlagen in Augusta kassierte. 1987 verlor er im Stechen gegen Larry Mize, der einen Bunkerschlag aus 40 Metern einlochte.
Noch dramatischer war sein Einbruch im Jahr 1996, als er mit sechs Schlägen Vorsprung auf Nick Faldo als Führender gemeinsam mit dem Engländer auf die Runde ging. Am Ende eines denkwürdigen Tages hatte Norman elf Schläge auf seinen Widersacher verloren und das sicher geglaubte Grüne Jacket wieder nicht bekommen.
Dieses wird nun sein Landsmann Adam Scott als erster Golfer aus Down Under überstreifen. Für ihn ist der Triumph in Augusta eine späte Genugtuung. Der 32-Jährige galt gemeinsam mit Sergio Garcia Anfang des Jahrtausends als Wunderkind des Golfsports und logischer Herausforderer von Tiger Woods. Erfüllen konnte er diese Erwartungen nicht, obwohl er seither jedes Jahr mindestens ein Turnier rund um den Globus gewann.
Wendepunkt waren womöglich die Jahre 2010 und 2011, als Adam Scott zunächst die Arbeit mit seinem Schwungtrainer Butch Harmon beendete und schließlich mit Steve Williams den ehemaligen Caddie von Tiger Woods anheuerte. Die Ergebnisse vor allem bei den großen Turnieren wurden konstanter und besser. Vier Top-Ten-Platzierungen bei acht Majorturnieren belegen das eindrucksvoll, darunter waren zweite Plätze beim Masters und der British Open. Nun ist ihm endlich der große Wurf gelungen.
Tiger Woods wurde gemeinsam mit Marc Leishman aus Australien geteilter Vierter, konnte jedoch zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in den Kampf um den Sieg eingreifen. Seine 70er Runde reichte zu einem Ergebnis von fünf unter Par, um so mehr wird er sich im Nachhinein über die kontrovers diskutierte Strafe von zwei Schlägen für seinen falschen Drop am zweiten Tag ärgern.
Viele seiner Profi-Kollegen hätten einen Ausschluss oder freiwilligen Rückzug erwartet und deuteten an, dass jeder andere auch entsprechend bestraft worden wäre. Woods hatte den Ball an der falschen Stelle gedroppt und in einem TV-Interview nach der Runde auch bestätigt, dass er zwei Yards von der ursprünglichen Stelle entfernt war.
Die Regelhüter beließen es dennoch bei zwei Strafschlägen und begründeten dies mit einer 2012 erfolgten Regelanpassung, nach der ein Spieler, der sich seines Vergehens bis zum Unterzeichnen der Scorekarte nicht bewusst ist, nicht vom Turnier ausgeschlossen werden muss. Das Interview ließ jedoch Zweifel daran aufkommen, dass Woods nicht wusste, was er tat.
Wie auch immer, ohne diese zwei Strafschläge wäre Tiger Woods ein absoluter Siegkandidat gewesen, auch wenn es zu Beginn der vierten Runde nicht gut für ihn lief. Der 37-Jährige kam zu wenigen guten Birdiechancen und ließ diese dann auch noch aus. Als er bei zwei über Par für den Tag schon geschlagen schien, drehte er auf der Back Nine auf. Mit vier Birdies kam er zurück in die Spitzengruppe, für ganz vorne reichte es aber nicht mehr.
Sechsmal in Folge hatte Bernhard Langer beim US Masters zuletzt den Cut verpasst, aber in diesem Jahr hatte er sich bei seinem Lieblingsturnier noch einmal viel vorgenommen. Er sei angetreten, um zu gewinnen und nicht nur um den Cut zu überstehen, hatte er betont und Wort gehalten. Mit zwei unter Par war er als geteilter Neunter auf die Schlussrunde gegangen und zog zu Beginn eine unglaubliche Show ab.
Mit großartigen Putts zauberte der 55-Jährige drei Birdies auf den ersten drei Löchern auf die Grüns von Augusta und katapultierte sich zwischenzeitlich mit fünf unter Par in die absolute Spitzengruppe. Zwei hervorragend gerettete Pars auf der Vier und Fünf folgten, ehe das Pendel in die andere Richtung ausschlug. An der Sechs blieb sein Par-Putt an der Lochkante hängen und von da an ging es bergab.
Es folgten zwei weitere Schlagverluste und schließlich zwei Doppelbogeys im Amen Corner, wodurch eine Top-Platzierung endgültig verspielt war. Am Ende kam Bernhard Langer mit einer 76 ins Clubhaus und belegte mit einem Gesamtergebnis von zwei über Par den geteilten 25. Platz, allemal ein achtbares Ergebnis für den zweimaligen Champion.
Einen versöhnlichen Abschluss feierte Martin Kaymer beim ersten Major der Saison. Nach starkem Auftakt am ersten Tag verspielte er mit einer 75 und 74 auf den Runden zwei und drei seine Chancen und auch am Schlusstag lief es lange Zeit überhaupt nicht für ihn.
Ein Triple-Bogey an der Vier hatte ihn frühzeitig aus der Bahn geworfen, ehe der Putter am Ende der Runde noch einmal richtig heiß lief. Mit unglaublichen fünf Birdies auf den letzten fünf Spielbahnen rettete Kaymer eine 70 ins Clubhaus und verbesserte sich damit auf den geteilten 35. Rang.