Sieben legendäre US Open-Momente

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Die US Open hat in ihrer mittlerweile 116-jährigen Geschichte Stoff für unzählige Geschichten geliefert. Großartige Leistungen, legendäre Champions, traurige Momente, aber auch kuriose Momente sind darunter. sportal.de hat die sieben besten zusammengetragen.

Das fast doppelte Hole In One

Ein Hole In One gelingt auch einem Profigolfer nicht alle Tage – und wenn doch, dann zumindest nicht unbedingt bei einem Major. Sandy Lyle glückte dieses Kunststück 1993 auf der Schlussrunde in Baltusrol sogar fast doppelt. Erst versenkte er mit einem Eisen 5 seinen Tee-Shot auf der 206 Yards langen12, doch dann verließ ihn vier Löcher weiter das Glück.

„Ich war so verdammt nah dran, zwei Asse binnen einer Stunde zu schlagen. Erst ging er noch rein, doch dann traf ich an der 16 nur die Fahne“, zitierte ihn telegraph.co.uk später. Zum Sieg reichte es am Ende zwar nicht, doch Lyle spielte ein tolles Turnier. Auf der 17 hätte er sich fast über einen weiteren Wunderschlag freuen können, doch nur um wenige Meter verpasste er auf der 630 Yard langen Bahn das Grün mit dem zweiten Schlag. Dieses einmalige Kunststück gelang im gleichen Jahr übrigens als erstem Spieler überhaupt John Daly.

Noch einzigartiger war dagegen…

Der verlorene Ball

Ob am Wasserhindernis, im tiefen Rough oder im dichten Gestrüpp – verlorene Bälle sind ein Problem, das den ambitionierten Hobbygolfer genauso trifft wie den Amateur oder den PGA Profi. Normalerweise gehen Bälle beim Abschlag oder bei der Annäherung verlustig. Hat man aber das Grün erreicht, darf man eigentlich sicher sein, das nächste Loch ohne Ballverlust zu erreichen.

Eigentlich, …es sei denn man heißt Ernie Way. 1908 gab er bei der damals im Myopia Hunt Club in Massachussets ausgetragenen US Open dem Ball mit seinem Putter so viel Schwung mit auf den Weg, dass er über die Kante des Grüns hinauskullerte und im Schlamm versank. Vorjahressieger Alex Ross erinnerte sich später laut telegraph.co.uk an den legendären Moment. „Er fand ihn nie wieder. Ernie wird wahrscheinlich für immer der einzige Spieler sein, der jemals bei einem Putt einen Ball verloren hat.“

Absolut legendär, wie übrigens auch…

Die Familie Smith

1899 hatte Willie Smith aus Carnoustie in Schottland bei der US Open in Baltimore einen Rekord aufgestellt, von dem man dachte, er wäre für die Ewigkeit. Mit elf Schlägen Vorsprung sicherte er sich den Titel. Erst 101 Jahre später sollte die Bestmarke gebrochen werden. Doch dazu später. Bleiben wir noch am Anfang des Jahrhunderts, denn Willie war nicht der einzige Smith, der die US Open prägen sollte.

1906 und 1910 holte sich sein Bruder Alex den Titel, beim zweiten Sieg übrigens im Playoff gegen seinen anderen Bruder Macdonald. Eine sportliche Familie und auch weit gereist. Denn Willie zog 1904 nach Mexiko City, wo er Golf Pro im örtlichen Country Club wurde. Als Emilio Zapatas Truppen 1915 während der mexikanischen Revolution den Club als Symbol der korrupten Oberschicht zerstörten, weigerte er sich pflichtbewusst wie er war, seinen Posten zu räumen und wurde schwer verletzt. Ein Jahr später erlag er einer Lungenentzündung.

Ebenfalls tragisch, aber mit Happy End…

Die Wiederauferstehung von Ben Hogan

Dass Ben Hogan jemals wieder würde Golf spielen können, hatte kaum einer gedacht, nachdem sich der Superstar seiner Zeit 1949 bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt hatte. Hogan und seine Frau waren mit ihrem Wagen bei dichtem Nebel mit einem Bus zusammengestoßen. Im Moment des Aufpralls hatte er sich über seine Frau geworfen, um sie zu schützen. So rettete er letztlich auch sich das Leben, denn die Lenksäule bohrte sich nur Milisekunden später in seinen Fahrersitz.

Hogan brach sich Hüfte, Nacken, das linke Handgelenk und sollte lebenslange Spätschäden davon tragen. 59 Tage nach dem Unfall verließ er das Krankenhaus und gewann im Folgejahr das US Open Championship. Und das körperlich noch sichtlich eingeschränkt nach einem 36-Loch-Marathontag inklusive Stechen mit vier Schlägen Vorsprung.

Zum Glück nur sportlich tragisch war…

Der Mann, der die Regel nicht kannte

Er hieß Ray Ainsley und stellte 1938 auf der zweiten Runde in Cherry Hills am 16. Loch den bis heute gültigen Rekord für das schlechteste Loch-Ergebnis aller Zeiten auf. Der Amerikaner hatte seinen Abschlag in den Fluss geschlagen. Doch anstatt Erleichterung bei einem Wasserhindernis einzufordern, den Ball zu droppen und einen Strafschlag zu notieren, versuchte er den Ball aus dem Wasser zurück auf die Spielbahn zu chippen.

Das Unterfangen dauerte eine satte halbe Stunde. Mehrmals hatte es den Ball fast aufs Festland bugsiert, doch immer wieder kullerte er im letzten Moment zurück. Als Ainsley letztlich den Ball im Loch versenkt hatte, standen 19 Schläge allein für diese Spielbahn auf seiner Scorekarte. Er fiel auf +15 zurück und verfehlte den schon sicher geglaubten Cut. Es war aber nicht wie zunächst vermutet sein Dickkopf gewesen, der ihm dieses Ergebnis eingebracht hatte. „Ich dachte, ich musste den Ball spielen wie er lag“, erklärte Ainsley später einem Offiziellen. Tja, hätte er doch bloß das Regelbuch eingehender studiert… dann wäre er glimpflicher davon gekommen.

Apropos, glimpflich…

Der Mann, den Todesdrohungen kalt ließen

Als Spitzenreiter Hubert Green 1977 auf der Schlussrunde in Tulsa zum Abschlag am 15. Loch gehen wollte, wurde er plötzlich von Polizeibeamten zur Seite genommen und darüber aufgeklärt, dass eine Morddrohung gegen ihn eingegangen sei. „Sie meinen es ernst. Sie haben mir ihre Waffen gezeigt“, hatte eine Frau laut golfdigest.com anonym telefonisch dem FBI gemeldet und erklärt, dass das Attentat am 15. Loch stattfinden sollte.

Green ließ keinen Zweifel daran, dass er den US Open-Sieg vor Augen natürlich weiterspielen wolle. „Das wird nur eine enttäuschte Dame sein, mit der ich mal ausgegangen bin“, witzelte er und trat zum Abschlag an. Die Morddrohung entpuppte sich zum Glück als Ente, der angedrohte tödliche Schuss blieb aus und Green durfte sich am Ende mit einem Schlag Vorsprung zum Champion krönen lassen.

Einen Schlag Vorsprung? Damit gibt er sich nicht zufrieden…

Der Mann, der notfalls auch auf einem Bein gewann

Die Rede ist natürlich von Tiger Woods. Im Jahr 2000 setzte er bei der 100. Austragung der US Open zum großen Wurf an und demütigte das gesamte Feld, als er nach vier Runden mit -12 und einem Vorsprung von gigantischen 15 Schlägen auf den Zweitplatzierten den Titel einfuhr.

Damit stellte er nicht nur einen neuen Vorsprungsrekord auf, sondern war in diesem Jahr auch der einzige Spieler im gesamten Turnier, der unter Par bleiben konnte. Sensationell – genau wie sein Sieg 2008, als er inklusive Stechen 91 Löcher lang mit einer schweren Verletzung im linken Knie durchspielte und trotzdem nach einem epischen Kampf Rocco Mediate auf den zweiten Platz verweisen konnte.

Malte Asmus

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