Stricker führt bei Woods-Debakel

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Gerade einmal drei Meter trennten Steve Stricker von einer historischen Leistung. Hätte sein Putt am letzten Loch des Atlanta Athletic Club das Ziel gefunden, der US-Amerikaner wäre der erste Spieler gewesen, der bei einem Major eine 62er-Runde ins Clubhaus gebracht hätte.

Doch er verfehlte knapp und musste sich letztlich mit einer starken 63 (-7) und einer Führung von zwei Schlägen auf Jerry Kelly (-5) und Shaun Micheel (-4) begnügen. Die US-Phalanx an der Spitze nährt die Hoffnung der Amerikaner, dass sie endlich ihre seit dem Masters 2010 andauernde Major-Durststrecke und die Dominanz der European Tour-Spieler durchbrechen können.

„Ich wusste zwar, dass es um die 62 ging, aber nicht, dass das derart historisch geworden wäre“, erklärte er laut mercurynews.com hinterher gelassen: „Ich habe einen guten Putt gespielt. Aber er ging eben nicht rein. Alles in allem war das ein guter Tag.“ Die Trainingsrunden der letzten Tage waren für ihn deutlich weniger gut verlaufen. Die Birdies wollten nur selten fallen. Aber rechtzeitig zu Turnierbeginn war er da. „Ich hatte einen guten Start erwischt, und der hat mich weiter getragen“, fasste er sein Geheimrezept zusammen.

Woods implodiert nach gutem Start

Doch ein guter Start muss nicht unbedingt auch an der Spitze enden. Davon weiß vor allem Tiger Woods ein Lied zu singen. Bei seinem zweiten Turnier nach langer Verletzungspause hatte Woods sogar einen Traumstart hingelegt, lag nach fünf Löchern bereits bei -3. Doch dann stürzte er ab, fünf Bogeys und drei Doppel-Bogeys an der 6, 15 und 18 ließen ihn weit zurückfallen. Die Schlagperfektion vergangener Tage suchte man vergeblich – zweimal landete er im Wasser, unzählige Male im Bunker.

Am Ende kam Woods mit 77 Schlägen ins Clubhaus – schlechter war er noch nie in ein PGA Championship gestartet. Kein Wunder, dass er auf 180 war. „Ich bin richtig sauer jetzt. Es gibt da einige Worte, die ich am liebsten benutzen würde“, erklärte er washingtonpost.com. Aber Woods hielt sich selbst im Zaum und beließ es bei einer kämpferischen Ansage für den zweiten Tag: „Ich bin noch nicht am Boden.“ Doch um den Cut tatsächlich muss sich der Tiger auf der zweiten Runde schon gewaltig strecken und angesichts seiner +7 schon auf ein Wunder hoffen.

Ishikawa schlägt fünfmal ins Wasser

Noch schlimmer erwischte es Ryo Ishikawa. Der 19-Jährige hatte bei der WGC Championship vor einer Woche noch einen starken vierten Platz erreicht, doch in Atlanta semmelte er gleich fünf Bälle ins Wasser und erreichte mit letztlich 85 Schlägen auf der Scorekarte, dem schlechtesten Ergebnis seiner Karriere, das Clubhaus.

„Ich verändere gerade meinen Schwung“, erklärte der Japaner gegenüber foxsports.com. „Letzte Woche ging noch alles gut, aber das kann passieren. Das ist jetzt keine große Überraschung.“ Immerhin sah er gegen Ende der Runde einen Hoffnungsschimmer. „Auf den letzten fünf Löchern kam der Schwung zurück. Für morgen wünsche ich mir das auch und hoffe dann auf 18 gute Löcher.“ Es wäre immerhin ein versöhnliches Ende, denn den Cut ist längst außer Reichweite.

Kaymer landet bei +2

Durchwachsen lief es für Martin Kaymer. Der Deutsche startete mit einem Birdie an Loch zwei, musste dann aber an der vier, acht, neun und 13 jeweils Bogeys notieren. Durch ein starkes Birdie nach einem langen Putt am vorletzten Loch konnte er seinen Rückstand zwar noch etwas eindämmen, sein Rundenergebnis von +2 dürfte aber bereits das Ende des Traumes von der möglichen Titelverteidigung sein.

Wirklich denkwürdig an seinem Auftritt in Atlanta war nur das von ihm als Titelverteidiger traditionell veranstaltete Champions Dinner am Vorabend, als er im Clubhaus Gänsebraten mit Rotkohl und Knödel auftischen ließ. „Ich habe durchweg nur Positives gehört. Den Knödel kennen sie hier zwar nicht, das war etwas Neues“, schilderte er bei spiegel.de die Resonanz.

McIlroy mit lädierter Hand

Mit Rory McIlroy hinkt ein weiterer großer Favorit deutlich hinter der Spitze hinterher – allerdings auch aufgrund einer Verletzung. Der US Open-Sieger hatte einen kurz hinter einer Baumwurzel platzierten Ball aus dem Rough geschlagen und war beim Schwung hängen geblieben und plagte sich fortan mit Problemen am rechten Handgelenk.

Für den Schlag wurde er heftig kritisiert. US-Kommentator Jay Townsend, der McIlroy schon vor Kurzem einmal via Twitter kritisiert hatte, twitterte: „Ich glaube Rory hat sich selbst verletzt, als er eine Wurzel traf. Ob das schlau gespielt war, nun, ich lasse euch entscheiden.“ Unter Schmerzen und mit einem Eisbeutel auf der lädierten Hand, spielte er Bogey und ließ sich vom Physiotherapeuten behandeln. McIlroy biss sich durch, spielte vier Birdies und drei weitere Bogeys und sicherte sich mit Even Par immerhin noch eine halbwegs ordentliche Ausgangsposition für die nächsten Runden.

Malte Asmus

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