Tiger Woods Einbruch bei US Open

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Die US Open von Tiger Woods war mal wieder nahezu „unglaublich“. Allerdings war es nicht das „unglaublich“, das man eigentlich mit Tiger Woods assoziiert bzw. aus seiner großen Zeit von ihm gewohnt war. Denn einen geteilten 21. Rang trotz Halbzeitführung hat man von Woods in seiner langen Karriere doch eher selten erlebt.

„Zeigt Woods sein Masters- oder sein Memorial-Gesicht?“, hatte sportal.de in der Vorschau auf die US Open gefragt. In San Francisco zeigte er eine Mischung aus beidem. Zwei Tage hatte Woods unter der Sonne Kaliforniens vorne mitgemischt, seine Flightpartner Phil Mickelson und Bubba Watson beinahe nach Belieben dominiert und folgerichtig nach der zweiten Runde auch mit in Führung gelegen, nachdem er gerade einmal fünf Bogeys nach den ersten 36 Löchern auf dem schweren Kurs hatte notieren müssen.

Angesichts von Woods traumwandlerischer Sicherheit beim Nachhausebringen von Führungen glaubten Experten und wohl auch er selbst an den erhofften, ja so ersehnten 15. Major-Sieg seiner Karriere – nach genau vierjähriger Durststrecke. Doch dann brach Woods mit sechs Bogeys am dritten Tag ein und verschwand am vierten Tag, an dem er vier Bogeys und ein Double Bogey folgen ließ, komplett im Nebel des Olympic Club und auf dem Leaderboard in der relativen Bedeutungslosigkeit des Mittelmaßes.

Woods: Probleme mit den Eisen und dem Putter

Nach sechs Löchern des Schlusstags hatte Woods bereits weitere sechs Schläge auf die Spitze eingebüßt, die folgenden drei Birdies waren zu wenig und kamen vor allem viel zu spät, als dass sie noch etwas hätten retten können. Am Ende stand – abgesehen vom verpassten Cut 2006 – das schwächste Finish bei der US Open überhaupt in seiner Karriere. Die Statistiken belegen den drastischen Einbruch des ehemaligen Weltranglistenersten deutlich.

Donnerstag/ Freitag hatte Woods noch 21 von 28 Fairways getroffen, am Samstag/Sonntag sank die Quote auf 12. Doch gerade darauf kommt es auf einem schweren Platz mit extrem tiefen Roughs wie dem im Olympic Club an. Die gleiche Tendenz zeigte sich bei den Grüns. Die Quote der Greens in Regulation sank von 25/36 auf 20/36. Auch das Putten lief nicht nach Wunsch, der Untergrund war langsamer als Woods es erwartet hatte. „Das war schwer, sich darauf einzustellen“, erklärte hatte er laut golfdigest.com nach dem dritten Tag erklärt. Genauso schwer war es offenbar für Woods, die richtigen Schläger zu finden. „Ich habe selten zum richtigen Schläger gegriffen“, kommentierte er laut golf.com.

Diese Probleme führten dazu, dass Woods die Führung nach 36 Löchern letztlich doch noch verspielte – etwas, das in seiner langen Karriere Seltenheitswert genießt. Neunmal hat Woods in seiner Karriere bisher bei einem Major zur Halbzeit vorne gelegen, achtmal am Ende das Turnier gewonnen. Bei „normalen“ Turnieren hat Woods von 42 Führungen nach 36 Löchern lediglich zwei nicht in einen Sieg ummünzen können.

Mögliche Gründe für Tigers Einbruch

Über die Gründe für seinen Einbruch in San Francisco lässt sich nur spekulieren. Er selbst bemühte sich krampfhaft positive Dinge aus dem Wochenende bei der US Open zu ziehen. „Ich habe den Ball an den ersten beiden Tagen gut getroffen“, meinte er laut naplesnews.com. „Am Ende fehlten überall nur ein paar Meter hier und da. Das reicht dann schon. Ich hatte viele Bälle, die auf dem Fairway gelandet waren, am Ende aber im Rough liegen blieben.“ Vor allem war er aber mit der „Konstanz“ seiner Schläge – zumindest an den ersten beiden Tagen – zufrieden.

Aber wieso dann dieser Einbruch? Ein mentales Problem? Ist Tiger doch einfach nur menschlich? Probleme mit der immer noch nicht vollständig vollzogenen Schwungumstellung? Ist der Prozess, von dem Woods auf seine Entwicklung und auf seine Chancen wieder große Siege einzufahren angesprochen immer spricht noch nicht abgeschlossen? Vermutlich stimmt von allem ein bisschen.

Jim Furyk – der Grund für Tigers Einbruch?

Vielleicht ist es aber auch so, wie Ian O’Connor von espn.com vermutet: „Der Paarung mit seinem Kumpel Jim Furyk hat Tiger geschadet.“ Die ersten beiden Runden hatte Woods mit Mickelson und Watson spielen müssen – zwei Kontrahenten, zu denen er ein eher frostiges Verhältnis pflegt. Angestachelt von dieser Rivalität motivierte sich Woods zu einer Top-Leistung.

Die dritte Runde bestritt er dann allerdings mit seinem guten Freund Furyk. Dort fehlte ihm dann allerdings die nötige Reibung, die Woods, so O’Connor, brauche, um das Maximum aus sich herauszuholen. Kann das die Begründung für Tigers Einbruch sein? Verlor er die US Open, weil er mit dem falschen Flightpartner unterwegs war. Es wäre eine einfache Erklärung, aber irgendwie „unglaublich“.

Malte Asmus

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