Tiger Woods präsentiert sich in Augusta ganz zahm

Der Empfang der Fans für Rückkehrer Tiger Woods nach seinen privaten Eskapaden fiel beim Masters in Augusta herzlich aus. Der reumütige Superstar winkte den Anhängern bei seiner ersten Trainingsrunde erleichtert zu und schrieb geduldig Autogramme. Das Ziel war klar: Image aufpolieren, Fans zurückgewinnen.
„Der Empfang und die Unterstützung waren einfach umwerfend, wirklich. Die Menschen sind über die Jahre hier extrem respektvoll mit mir umgegangen. Aber heute hat das mein Herz ganz besonders stark berührt“, bekannte Woods Stunden später im Blitzlichtgewitter vor einer ausgesuchten Medienschar von 207 Reportern und unzähligen Kameras im überfüllten Mediacenter, „und es war unglaublich, wie viel Schulterklopfen ich von den Golf-Kumpels bekommen habe. Ich bin wirklich total überrascht, wie warmherzig ich akzeptiert worden bin.“
Die Stille vor dem Sturm war gespenstisch, als Woods aus der selbst gewählten fünfmonatigen Abgeschiedenheit beim US-Masters in Augusta in die Golfszene zurückkehrte. Seine Nervosität und Hoffnung waren greifbar. Versteckt hinter Azaleen und Pinien, bereitete sich der 34-Jährige Kalifornier auf sein Comeback vor.
Tiger blieb cool
Der viermalige Masters-Sieger ging am Ostermontag zuerst nur mit seinem Buddy Fred Couples über den Platz. Hunderte Fans hatten den Weg zum ersten Abschlag kommentarlos freigemacht. Es war fast wie immer bei seinen bisher 14 Masterstarts seit 1997, aber als er den ersten Ball gleich in den Wald schlug, wandelte sich der sonst nach Fehlschlägen oft Gift und Galle spuckende Star zum lammfrommen Tiger. Von seinem berühmt-berüchtigten Tunnelblick als Zeichen höchster Konzentration und Unnahbarkeit war kaum etwas zu sehen.
Woods bedankte sich stattdessen für die Aufmunterungen an diesem „anderen Montag“ häufiger mit einem hörbaren „Thank you“. „Dafür, dass ich die Fans fürchterlich behandelt habe, war das ein Supergefühl“, gab der erste Sport-Milliardär hinterher zu. Fünf Monate hatte er hinter sich gelassen, in denen wegen seiner selbstbezichtigten Sexsucht alles über dem Familienvater, seinen zwei Kindern und seiner Ehefrau Elin Nordegren zusammengebrochen war. Dabei wurde das Image des vermeintlichen Saubermanns zerstört. Beißende Schlagzeilen der Boulevardpresse machten in Windeseile aus Woods einen fragilen Ehebrecher im Rotlichtmilieu der USA.
Auf dem Gang in die Pressekonferenz verließ ihn seine neue Lockerheit. Erstmals seit seinem Autounfall am 27. November durften unzensierte Fragen gestellt werden. 49 waren es nach 35 Minuten, in denen Woods aber nicht viel Neues oder gar Privates von sich gab. „Nichts hat sich geändert. Ich will gewinnen“, sagte der angespannt wirkende Branchenprimus zu seinen sportlichen Ambitionen.
Ziel: Ein besserer Mensch werden
Seine Frau Elin Nordegren und die zwei gemeinsamen Kinder werden beim ersten Major-Turnier des Jahres nicht dabei sein. „Ich kann nicht wieder da hin zurück, wo ich war. Ich will ein Teil des Lebens meiner Tochter und meines Sohnes werden. Ich habe den ersten Geburtstag von Axel Charlie verpasst, weil ich in der Therapie war. Dass tut weh und werde es für mein ganzes Leben bedauern. Ich habe einige unglaubliche Entscheidungen getroffen und damit viele Menschen verletzt“, gestand Woods.
In den vergangenen fünf Monaten sei „unglaublich viel passiert“. „Es tut mir sehr leid. Ich habe mich und viele Menschen belogen. Dafür entschuldige ich mich“, bekräftigte Woods erneut die Worte, die er bereits in einem Statement am 19. April im Fernsehen verlesen hatte. „Ich habe nie Drogen genommen, nur Medikamente im Zusammenhang mit meinen Verletzungen und vier Knieoperationen.“ Auch Mittel gegen die ständigen Schmerzen habe er genommen, aber jetzt richtet sich sein Blick nach vorn: „Meine Therapie hat mir gutgetan und mir Werte meiner Familie, Frau und Kinder bewusst gemacht. Aber jetzt bin ich topfit.“
Warum er sich im Januar in eine Therapie angeblich gegen Sexsucht begeben hatte, wollte er nicht begründen, sie aber fortsetzen. „Ich will ein besserer Mensch werden, nicht aufhören, an mir zu arbeiten“, so Woods, „ich will wieder die Mitte in mir finden und den Werten des Buddhismus, der Religion meiner Mutter, wieder folgen.“