US Open: Das härteste Turnier der Welt

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Wenn die besten Golfer der Welt verzweifeln und der Sieger ein Ergebnis von fünf über Par aufweist, registrieren die Verantwortlichen der USGA (United States Golf Association) das vermutlich mit einem Lächeln auf den Lippen. Als Veranstalter der US Open hätten sie dann einmal mehr bewiesen, das schwerste Turnier der Welt auszurichten. Ab Donnerstag können sich alle Golf-Fans davon wieder überzeugen. 

Alle vier Major-Turniere haben ihren ganz eigenen Charakter, bei der US Open steht der Anspruch im Vordergrund, die Spieler vor eine besonders große Herausforderung zu stellen. Je weniger Spieler mit einem Ergebnis unter Par ins Ziel kommen, desto besser. Dafür scheuen die Veranstalter Jahr für Jahr keine Kosten und Mühen. Speziell für die US Open werden die Plätze immer wieder angepasst und umgebaut.

Einen festen Austragungsort gibt es nicht, in diesem Jahr ist der Congressional Country Club in Bethesda vor den Toren von Washington D.C. Gastgeber des zweiten Majors der Saison. Viele Spieler kennen den Platz aus der Vergangenheit, als dort das AT and T National oder 2005 die Booz Allen Classic ausgetragen wurden. Wiedererkennen werden sie den Kurs vermutlich kaum.

Der längste Platz der Geschichte

Als 2005 der damals 55-Jährige Tom Kite zwischenzeitlich bei der Booz Allen Classic in Führung lag, wurde Ben Brundred Jr. nervös. Der gehörte zum US Open-Komitee des Congressional Clubs und fragte damals damals laut majorschampionships.com in die Runde: „Was gedenken Sie zu tun? Da steht ein 55-Jähriger Mann und schlägt den Ball 40 Yards weiter als zu seiner besten Zeit. Die Löcher müssen geändert werden.“

Gesagt, getan – Ziel war es, den Platz schwerer zu machen, ohne den Charakter zu zerstören. Das Ergebnis kann man in diesem Jahr begutachten. Viele Abschläge wurden nach hinten versetzt, um die Hindernisse des Kurses wieder ins Spiel zu bringen. Damit wurde der stetigen Entwicklung Rechnung getragen, dass die Golfer den Ball immer weiter schlagen. Heraus kam der mit 6920 Metern zweitlängste Platz, den es in der Geschichte der US Open bisher gegeben hat.

Er ist damit 320 Meter länger als 1997, damals wurde zuletzt eine US Open in Bethesda ausgetragen. Ernie Els siegte seinerzeit mit vier Schlägen unter Par. Als Zugeständnis veränderten die Organisatoren dieses Jahr den Platzstandard von Par 70 zu Par 71. Wirklich leichter wird es deshalb noch lange nicht.

Zehn über Par? Kein Problem!

Denn nicht nur die Länge des Platzes ist ein Problem, auch die schmalen Fairways werden den Spielern das Leben schwer machen. Wer vom Tee nicht präzise abschlägt, der findet seinen Ball schnell im Rough wieder. Und das ist bei der US Open kein Spaß, denn das Rough ist stets höher und dichter als bei den meisten anderen Turnieren. Ist der Ball dann endlich auf oder neben dem Grün, warten die nächsten Höchstschwierigkeiten.

Traditionell werden die Grüns bei der US Open extrem schnell präpariert, so dass der Ball kaum zum Halten kommt. Es versteht sich von selbst, dass der Untergrund auch noch möglichst wellig sein soll. Über die Grüns wurde beim letzten AT and T National im Jahr 2009 heftig diskutiert, viele Spieler beschwerten sich, dass der Untergrund zu holprig sei. So wurden kurzerhand alle Grüns noch einmal komplett überarbeitet.

Der amtierende US Open-Champion Graeme McDowell hat den Platz bereits getestet und erwartet ein brutal schweres Turnier. „Das ist ein qualitativ hochwertiger Platz und es hängt von der USGA ab, wie sie das Setup gestalten. Sie können ihn so schwer machen, wie sie wollen und sie können einen Sieger mit zehn Schlägen über Par haben, wenn sie es wünschen. Es wird eine richtig harte Herausforderung“, wird der Nordire bei skysports.com zitiert.

Glaubt man den Worten von USGA-Direktor Mike Davis, dann muss sich McDowell auf das Schlimmste gefasst machen. „Wir wollen, dass die US Open ein rigoroser Test wird“, erklärte Davis laut majorchampionship.com.

Damit liegt er voll auf der Linie des Grundgedankens der US Open. Jeder Schlag, egal ob mit dem Driver, einem Eisen oder dem Putter soll eine Herausforderung sein, so dass am Ende der kompletteste und beste Spieler gewinnt. Genau an diesem Punkt widersprechen viele Kritiker, denn ein Markenzeichen der US Open ist auch, dass es immer wieder überraschende Außenseitersiege gibt.

Nicht jeder findet die Entwicklung gut

Immer wieder werden Stimmen laut, die die speziellen Präparation der US Open Plätze als unfair kritisieren. So gewinne oftmals eben nicht der kompletteste Spieler, sondern der, der sich mit den besonderen Verhältnisse an den vier Tagen am besten arrangieren kann.

Egal welcher Seite man nun Glauben schenken mag, Spannung war zuletzt bei der US Open oft garantiert. In den letzten 20 Jahren wurden vier Turniere erst in der Verlängerung entschieden und die findet nicht wie gewohnt in Form eines Stechens statt, sondern die Führenden müssen am Montag zunächst eine fünfte Runde absolvieren.

Erst wenn danach kein Sieger feststeht, geht es im Playoff Loch für Loch weiter. Bei den übrigen 16 Turnieren hatte der Gewinner siebenmal lediglich einen Schlag Vorsprung. Und genau das ist es doch, was die Zuschauer sehen wollen, unabhängig davon ob der Sieger am Ende über oder unter Par gespielt hat.

Lars Ahrens

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