US Open: McIlroy überragend, Kaymer und Siem im Cut

Wie entfesselt trumpfte Rory McIlroy auch auf der zweiten Runde der US Open auf. Das beste Tagesergebnis musste er sich aber teilen, mit Marcel Siem! Beide kamen mit einer fantastischen 66 ins Clubhaus. Während sich McIlroy eine beruhigende Führung erkämpfte, schaffte der Deutsche nach missratenem Auftakt noch den Cut.
Mit insgesamt drei Schlägen über Par lag er auf dem geteilten 44. Platz, einige wenige Spieler hatten ihre Runde zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet, mussten sich aber auf den Samstag vertagen.
Auch für Martin Kaymer ging es am zweiten Tag ein wenig nach vorne. Die Nummer drei der Welt kam mit 70 Schlägen über den Kurs und verbesserte sich mit insgesamt zwei Schlägen über Par auf den geteilten 33. Platz. Kaymer ließ vor allem auf den Grüns ein besseres Ergebnis liegen. Dennoch ist für ihn noch vieles möglich, denn außer dem weit enteilten McIlroy ist das Feld noch dicht beisammen. Beendet ist die US Open dagegen für Alexander Cejka. Nach Runden von 75 und 74 Schlägen verpasste er den Cut deutlich.
Siem wie im Rausch
So eine Aufholjagd hätte Siem nach der 79er Auftaktrunde kaum noch jemand zugetraut, aber er spielte sich förmlich in einen Rausch. Nach einem Bogey auf der Zwei spielte er zwischen den Bahnen fünf und zwölf sechs Birdies. Dann bremste ihn ein Gewitter aus. Die Spieler wurden vom Platz geholt und erst nach 45-minütiger Pause ging es weiter.
Es schien, als sollte die Unterbrechung den Lauf von Siem stoppen. Auf der 13, einem Par 3, landete sein Abschlag im Bunker. Den nächsten Ball setzte er an die Fahnenstange und von dort prallte er weit zurück. Als der Par-Putt aus rund vier Metern misslang, weil der Ball eine Ehrenrunde um die Lochkante drehte und dann doch nicht fiel, war das Bogey perfekt.
Der 30-Jährige blieb jedoch cool und wurde belohnt. An der 16 lochte er den Ball aus rund 40 Metern aus dem Rough und holte sich den verlorenen Schlag zurück. Wie so oft an diesem Tag ballte Siem die Faust und machte sich Mut. Den brauchte er abermals an der 18, als er nervenstark das Par aus gut vier Metern rettete. Mit seiner Traumrunde machte er über 100 Plätze gut. Zumindest an diesem Tag war Siem damit genau so gut wie Rory McIlroy.
McIlroy bricht Rekorde
Der hat die Golf-Welt schon mehrfach zu Begeisterungsstürmen hingerissen, doch zumindest bei den Majors folgte bisher immer auch ein Absturz. So gesehen ist seine Halbzeitbilanz bei der US Open noch mit Vorsicht zu genießen und doch hat er mit seinem Auftritt in Bethesda eine neue Dimension erreicht.
Seine 65 zum Auftakt war bereits eine Klasse für sich, mit der 66 ließ er nun die zweite Traumrunde folgen. Mit seinem Ergebnis von 131 Schlägen (11 unter Par) brach er gleich mehrere Rekorde. Noch nie zuvor benötigte ein Spieler bei der US Open auf 36 Löchern weniger Schläge und noch nie lag jemand zur Halbzeit so weit unter Platzstandard.
Vor seinem Doppelbogey an der 18 erreichte McIlroy mit -13 sogar das niedrigste Ergebnis, das es jemals bei der US Open gegeben hat. Rekordhalter waren bisher Tiger Woods und Gil Morgan mit -12. Zudem stellte er den Rekord für den größten Vorsprung nach 36 Löchern ein. Der zweitplatzierte Y.E. Yang weist einen Rückstand von sechs Schlägen auf, mit dem gleichen Vorsprung führte Tiger Woods im Jahr 2000 zur Halbzeit.
„Viel besser kann ich nicht spielen“
So richtig beeindruckend werden diese Zahlen erst, wenn man sie mit den Ergebnissen der Konkurrenz vergleicht. Gerade einmal zwölf Spieler lagen zum Zeitpunkt des Abbruchs der zweiten Runde wegen eines Gewitters unter Par. Der zweitplatzierte Y.E. Yang (-5) hat sechs Schläge Rückstand auf McIlroy (-11).
Die nackten Zahlen können jedoch nicht ausdrücken mit was für einer unglaublichen Leichtigkeit der 22-Jährige dem vermeintlich so schweren Platz im Congressional Country Club seinen Schrecken nahm. „Das war mit das beste Golf, das ich jemals gespielt habe. Viel besser kann ich glaube ich nicht spielen“, bilanzierte er bei majorschampionship.com. Höhepunkt war ein Eagle aus 114 Yards an Bahn acht.
Chancen über Chancen
Der Nordire hatte kaum Probleme, mit seinen Abschlägen die schmalen Fairways zu treffen. Die Drives waren schon gut, noch viel besser waren indes die Annäherungsschläge mit den Eisen. An den ersten beiden Tagen erreichte er 90 Prozent der Grüns mit der vorgegebenen Schlagzahl, ein unglaublich guter Wert.
Auf diesem Wege erspielte er sich zahlreiche Birdiechancen. Auf den ersten 35 Löchern leistete er sich praktisch keinen Fehler. Erst auf der letzten Spielbahn des zweiten Tages erwischte es ihn.
Ein Doppelbogey zum Abschluss
Ausgerechnet auf dem wohl schwersten Loch, einem 523 Yards langen Par 4, verzog er seinen Abschlag links ins Rough. Trotz der schlechten Lage attackierte er das Grün über die linke Seite, wo ein Wasserhindernis lauert. Prompt verschwand der Ball im Teich, ein Doppelbogey war die Folge. „Normalerweise ist man danach enttäuscht, aber wenn ich die ersten beiden Tage als Gesamtbild betrachte, dann ist das schon richtig gut“, erklärte McIlroy bei majorschampionship.com.
Trotzdem ist er weit davon entfernt, sich auf diesen beiden Runden auszuruhen. Zu frisch sind noch seine Erinnerungen an die British Open 2010, als er mit einer 63 startete und dann zurückfiel oder auch das Masters 2011, als er mit vier Schlägen Vorsprung auf die Schlussrunde ging und noch einbrach. „Es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Es ist eine große Herausforderung, aber je häufiger ich mir eine gute Ausgangsposition verschaffe, desto wohler fühle ich mich in dieser Situation. Das ist wichtig“, so McIlroy bei europeantour.com.