Youngster Lewis siegt in Portugal

Dass er nur vier Wochen nach seinem Wechsel ins Profilager bereits einen Turniersieg auf seinem Konto haben würde, hätte Tom Lewis wohl nicht einmal in seiner kühnsten Vorstellung ernsthaft erwartet. Sicher, dass der erst 20-jährige Engländer riesiges Talent mitbringt, hatte er bereits mit seiner 65er-Eröffnungsrunde bei der British Open 2011 eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch dass er sich beim Portugal Masters am Schlusstag noch vom siebten auf den ersten Platz verbessern würde, war dann doch etwas überraschend. Mit -21 eroberte er auf der vierten Runde die Führung und beobachtete dann im Clubhaus, wie sich die Konkurrenz an dieser Vorgabe die Zähne ausbiss.
Am Ende hatte der Überraschungssieger zwei Schläge Vorsprung vor dem Vortagesführenden Rafael Cabrera-Bello (-19) auf Platz zwei und drei vor den geteilten dritten Gregory Havret, David Lynn, George Coetzee, Felipe Aguilar, Christian Nilsson (alle -18). Martin Kaymer (-17) beendete das Turnier auf dem geteilten achten Platz, Marcel Siem (-7) wurde geteilter 59.
Golf-Karriere ohne Plan B
Damit ist bereits bei seinem dritten Profiturnier genau das eingetroffen, was sich Lewis einst auf der Schulbank erträumt hatte. Der unter schwerer Dyslexie leidende Junge hatte es kaum erwarten können, mit 16 endlich die verhasste Schule verlassen zu dürfen, um sich ganz seiner Leidenschaft Golf widmen und wenigstens hier der Konkurrenz überlegen sein zu können.
„Ich kann bestimmte Worte nicht lesen und auch nicht buchstabieren, erklärte er laut independent.co.uk vor einige Zeit und fügte trotzig an. „Aber was soll’s? Mir bedeutet das nichts. Ich wollte immer schon nur Golf spielen und damit meinen Lebensunterhalt verdienen. Schule sollte niemals ein wichtiger Teil meines Lebens sein.
Daher verzichtet er auch auf einen Plan B und eine Ausbildung. Auch die trotz seiner Dyslexie angebotenen Stipendien von US-Universitäten schlug er aus. „Man sagte mir zwar, ich soll mir um die Schularbeiten usw. keine Sorgen machen, die hätten das alles für mich erledigt. Aber das wollte ich nicht. Was hätte das gebracht? Wenn ich etwas mach, dann mache ich es auch ordentlich, erläuterte er.
Die nächsten zwei Jahre sind gesichert
Und genau nach diesem Motto wird er nun auch seine Golfkarriere angehen. „Wenn sich herausstellen sollte, dass Golf dann doch nicht mein Leben sein wird, dann werde ich eben kämpfen müssen, erläuterte er weiter. Zumindest in den nächsten zwei Jahren wird er sich keine Sorgen machen müssen. Die Tourkarte für diese Zeit hat er durch den Sieg in Portugal erstmal sicher.
„Ich hatte mich schon auf die Qualifying School eingestellt. Doch die hab ich wohl übersprungen, strahlte er im Siegerinterview mit europeantour.com und übte sich im Understatement. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Vorstellung. Von der Karriere des „English Wonder Boy wird man nach diesem Traumstart in Zukunft sicher noch einiges hören.
Malte Asmus